Workshop nachhaltige Mobilität im Gewerbepark Breisgau

Zur Arbeit mit Bahn, Bus, Bike? Motorisierter Individualverkehr und Klimawandel? Was hat das miteinander und mit uns zu tun?

Dies war das Thema der zweiten Veranstaltung im Rahmen von Klimax Parcours am Freitag, 31.März in der Kommunalverwaltung des Gewerbeparks.  

Steffen Ries, Mobilitätsexperte der Innovation Academy, zeigte in seinem Einführungsvortrag, welchen großen Einfluss der Verkehr durch seine Treibhausgasemissionen auf das Klima, den Flächenverbrauch und die Gesundheit der Menschen habe. In Deutschland habe es zwischen den Jahren 1990 und 2019 in allen Sektoren wie Industrie, Gebäude, Landwirtschaft deutliche Rückgänge gegeben nur nicht beim Verkehr.

Anhand einer Studie der Universität Kassel zeigte er in einer Kosten-Nutzen-Analyse, wie hoch die externen und ungedeckten Kosten bei den verschiedenen Verkehrsträgern seien. Beim PKW-Verkehr lägen sie in Kassel am höchsten nämlich bei 434€ pro Einwohner, während sie beim Rad- und Fußverkehr einen Nutzen von 51€ bzw. 299€ pro EW erbringen würden.

Andere Effekte, wie die Verdoppelung des Gewichtes in den letzten Jahrzehnten z.B. beim VW Golf oder beim Mini Cooper würden einen negativen Trend verstärken, der bei E-Autos mit Gewichten zwischen 2 und 3,5Tonnen auf die Spitze getrieben werde. Ries frage sich, ob es noch intelligent und vertretbar sei, eine Person mit einem Durchschnittsgewicht von 75kg von A nach B mit 2 Tonnen zu bewegen. Ein weiterer negativer Trend sei die starke Zunahme der pendelnden Personen und deren zurückgelegten Strecken. Diese hätten sich zwischen den Jahren 2000 und 2020 von 8,7km auf 17km nahezu verdoppelt. Gependelt würde in Deutschland zu 68 Prozent per PKW und damit mit der klimaschädlichsten Variante.

In einem weiteren Abschnitt seines Vortrages stellte Ries die betrieblichen, überbetrieblichen und auf den gesamten Gewerbepark bezogenen Handlungsfelder vor.

Betriebsintern ließe sich z.B. ein/e Mobilitätsbeauftragte/r ernennen, zumal Ende des Jahres eine Fortbildung von der IHK zum betrieblichen Mobilitätsmanager/in angeboten werde. Anstelle eines Dienstwagens könne ein Mobilitätsbudget, internes Car-Sharing und Anreize zum Fahrradfahren angeboten werden. Als Beispiel diente die FSM AG aus Kirchzarten als Deutschlands fahrradfreundlichster Arbeitgeber.

Betriebsübergreifend präsentierte Ries Vorschläge wie eine Carsharing-Flotte, eine Pendlerplattform und ein Shuttlebus für Pendelstrecken gemeinsam genutzt werden könne. Als eindrucksvolles Beispiel für eine gemeinsame Aktivität diente das Projekt der Industrieradler im Freiburger IG Nord, wo sich 12 Unternehmen zusammengetan hätten, um die Mitarbeitenden erfolgreich zum Radeln zu bewegen.

Auf den gesamten Gewerbepark bezogen sieht Ries die größten Chancen für eine schnelle Reduktion der Treibhausgase bei der Verwirklichung einer Pendlerplattform und der Verbesserung der Radinfrastruktur.

Markus Riesterer, Geschäftsführer des Gewerbeparks, analysierte in seinem Impulsvortrag den vorhandenen Mobilitäts-Service. Mit 30 Busanbindungen und einem Investment von jährlich 200.000€ für den Service stehe der Gewerbepark vergleichsweise viel besser da als viele Kommunen im Ländlichen Raum. Aber auch die umliegenden Gemeinden würden von diesem überdurchschnittlichen Angebot profitieren. Er verstehe allerdings auch die Kritik von Beschäftigten, die täglich auf ein ÖPNV-Angebot angewiesen seien. Oftmals fielen Züge komplett aus oder kämen zu spät in Heitersheim an und dann sei der Bus schon längst abgefahren. In naher Zukunft stünden unabhängig vom Linienverkehr zwei 9-Sitzerbusse bereit, die zu Stoßzeiten morgens, mittags und abends zwischen Heitersheim und dem Gewerbepark dann pendeln würden.

Außerdem stelle der Gewerbepark seinen Unternehmen am Heitersheimer Bahnhof 20 Radboxen mit überwiegend E-Bikes zur Verfügung.  Gegen eine Jahresgebühr von 360€ inklusive Wartung könnten die Räder von den Unternehmen für die Beschäftigten geordert werden.

Im anschließenden Workshop mit dem Projektleiter Hans-Jörg Schwander konnten die Teilnehmenden ihre Vorschläge, die bereits bei der Auftaktveranstaltung zum Mobilitätsthema eingebracht wurden und die aktuellen Vorschläge von Ries und die eingeleiteten Maßnahmen durch Riesterer mit jeweils 6 Punkten bewerten. Aus der Liste Abb.1 und den ersten Umsetzungsvorschlägen Abb.2 erstellte Schwander den folgenden Aktionsplan. Fett markiert sind die bereits vom Gewerbepark bis zum 1.Juli realisierten Maßnahmen. Die beiden Konzepte 1.Lade-stationen und 4.Mobilitätsbudget sind mit einem weihnachtlichen Wunschdatum versehen.

Aktionsplan

LFNProjektWie?  Wer mit wem?Bis wann?
 1.Konzept für Ladestationen für E-Fahrzeuge (11P.)  Newsletter GPE Anzahl vorh. L.-Stationen?  GPB & Betriebe24.12.23
 2.Konzept für Pendler-Plattform für Auto und Radshuttle (10P.)  – Veranstaltung
– Info: Klimax P.
– Newsletter GPB
– Social Media
– Anzahl Parkpl.?  
GPB & Betriebe24.05.23
 3.ÖPNV-Verbesserungen (8P.)GPB-NewsletterGPB & Heitersh.01.07.23
 4.Konzept für Mobilitätsbudget (7P.)Eigene Regeln entwerfen, Betriebsrat  Betriebe24.12.23
 5.Konzept für Carsharing (7P.)Kontakt Carsharing
Dienst-KFZ für Weekend-Sharing
VB: 4PKW+9S.Bus
Losan: 6PKW+9S.Bus  
Exkursion, RIS FR26.09.23
 6.Konzept für Anreize Parkradler (6P.)  Interview Industrieradler Busexkursion  GPB & Betriebe26.09.23
 7.LKW-Rastplatz (2P.) GPB & Betriebe 
 8.Sammelstellen PKW – Hochgaragen (0P.)   GPB & Betriebe 
 9.Leihstation für E-Scooter (0P.) GPB & Betriebe 

Punkt 10 wurde von Markus Riesterer in seinem Impulsvortrag eingebracht und war nicht Bestandteil der Bewertung durch die TN.

10. Radboxen & Leihräder Bahnhof Heitersheim  GPB-NewsletterGPB & Betriebe & Heitersheim  01.07.23

Verwendete Abkürzungen:

GPE = Gewerbepark
RIS = Rathaus im Freiburger Stadtteil Stühlinger
TN = Projekt-Teilnehmende
(11P.) = Bepunktung durch TN