Vögel und Insekten gehören zur Biodiversität bzw. Artenvielfalt, die in unserer modernen Welt rasant schwindet. Bei der Veranstaltung am Freitag, 23. Juni fanden drei Vorträge zum Thema Biodiversität statt.
Der erste Vortrag von Hans-Jörg Schwander verdeutlichte wie einzigartig die Kombination aus Schutzgebieten und Gewerbegebiet im Gewerbepark Breisgau ist. Enthalten im Gewerbepark sind großflächige Naturschutz-, Landschafts-, Vogelschutzgebiete und ein Flora-Fauna-Habitats-Gebiet (FFH) mit europäischer Bedeutung. Diese Schutzgebiete tragen zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Das heißt, sie schützen Tiere und Pflanzen, die auf roten Listen stehen. Darin gibt es unterschiedliche Kategorien wie z.B. verschollen bzw. ausgestorben, vom Aussterben bedroht, stark gefährdet, gefährdet oder potenziell gefährdet. Einiger dieser gefährdeten Arten sind in den Schutzgebieten des Gewerbeparks zu finden.
Der Gewerbepark sieht sich in der Pflicht diese Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern. In der ausgeräumten, intensiv genutzten Landschaft sind naturnahe gestaltete Flächen wertvolle Refugien für die Tierwelt. Schwander wies auf die Krefelder Studie hin, die über Jahrzehnte die Gesamtbiomasse von Insekten in Schutzgebieten gemessen hatte. Das Ergebnis war erschreckend: Selbst in Schutzgebieten schwanden die Insekten zwischen 1989 und 2016 um 76 Prozent. Dieses Phänomen könnte dadurch erklärt werden, dass sich Tiere nicht ausschließlich in Schutzgebieten aufhalten und dass in der Landwirtschaft ausgebrachte Pestizide vom Wind verweht werden und nicht an Schutzgebietsgrenzen halt machen.
Ein weiteres Phänomen kennen wir alle von Übereckverglasungen oder Wintergärten. Um die 100 Millionen Vögel verenden jährlich in Deutschland an Fensterscheiben. Für den Vogelschutz gibt es im Handel spezielle Klebefolien, die sich leicht auf Scheiben auftragen lassen. Vorbildlich sind im Gewerbepark beispielsweise die gläsernen Wartehäuschen an den Haltestellen gestaltet. Bei Neuplanungen von Gebäuden sollten sich die Unternehmen vehement gegen die in der Architektenschaft beliebten Übereckverglasungen einsetzen.
Vögel ernähren sich von Insekten und um die sieht es ebenfalls nicht gut aus. In einem einzigen Sommer sterben mehr als 60 Millionen Insekten an der Straßenbeleuchtung. Deshalb sollte in den Betrieben unnötiges Licht abgeschaltet, und nur Lichtquellen verwendet werden, die besonders wenig kurzwelliges Licht ausstrahlen, um die nachtaktiven Insekten zu schützen.
Nach Schwanders Vortrag übernahmen die Praktikantinnen Clara Schilling und Nuha Mohammed, die in den USA am Bryn Mawr College studieren. Clara Schilling, die Neurowissenschaften und Wirtschaft studiert, erklärte den Zusammenhang zwischen Artenvielfalt und Emotionen. Wie wir auf bestimmte Pflanzen und Tiere reagieren wird von unseren Erfahrungen und Instinkten beeinflusst und lösen deshalb individuell ganz unterschiedlich starke Emotionen aus. Grundsätzlich tut uns die Natur gut. Zu den positiven Effekten der Natur zählen Stressreduktion, Ermutigung zur Bewegung, unterstützt Gemeinschaftsbildung, und fördert positive Emotionen. Je mehr Arten wir kennen, desto mehr Artenvielfalt nehmen wir wahr und desto mehr profitieren wir von den positiven Effekten der Natur. Arbeitnehmende, die in einer naturnahen Umgebung arbeiten sind im Schnitt gesünder und zufriedener mit ihrer Arbeit, was sich wiederum positiv auf ihre Produktivität auswirkt.
Nuha Mohammed, die Chemie und Deutsch studiert und künstlerisch tätig ist, stellte die Planung für einen Fotowettbewerb zum Thema Klimaschutz vor. Das allseits bewegende, aber auch immer wieder verdrängte Thema soll im Gewerbepark Breisgau in den Fokus genommen werden und zu Gesprächen anregen. Fotos zu den unterschiedlichen Aspekten des Klimaschutzes wie Mobilität, Wasserkreislauf, erneuerbare Energien und Artenvielfalt sollen über ein Online-Formular eingereicht werden. Auf den ersten vier Plätzen können ein recyceltes Fahrrad im Wert von 300 Euro gewonnen werden, eine Wasserpumpe im Wert von 250 Euro, eine solare Bootstour in Basel für eine Gruppe im Wert von 180 Euro und ein Korb voller Pflanzen im Wert von 100 Euro. Preise für Plätze 5-10 sind Wildblumensamen.
Auf die Präsentationen folgte eine Führung beim Logistikunternehmen Dachser SE, die vom Ausbildungsleiter Milot Hotnjani organisiert und vom Facility Manager durchgeführt wurde.
Das Unternehmen arbeitet mit 18-20 Unternehmen zusammen, die ihre eigenen LKW‘s farblich an das Corporate Identity (CI) von Dachser anpassen.
Derzeit sind drei E-LkW’s von Dachser im Güternahverkehr hauptsächlich im Raum Freiburg im Einsatz. Auch für die drei weiteren in der Anschaffung befindlichen E-LKWs sind Ladestationen im Aufbau mit einer Kapazität von 50, 180, 360 kWp, um die zukünftigen 6 Elektrofahrzeuge selbst aufladen zu können.
Mit einer 360KWp-Anlage lassen sich E-LKW‘s innerhalb einer Ladezeit von 4 Stunden aufladen. Die Reichweite beträgt im Sommer etwa 250km, im Winter ist sie auf 180-200km reduziert.
Auf dem gesamten Gelände befinden sich 5 großflächige Versickerungsmulden. Das angefallene Regenwasser wird nachts bis zu einer bestimmten Uhrzeit gestaut und dann automatisch über das Kanalsystem abgelassen.
Das Verwaltungsgebäude hat ein Gründach, welches hauptsächlich mit Mauerpfefferarten und trockenen Gräsern bestanden ist und ästhetisch wenig ansprechend aussieht. Im 2. Geschoss haben alle Büroräume, die nach Osten ausgerichtet sind, direkten Zugang oder zumindest einen direkten Blick auf die begrünte Dachfläche.
Das vorhandene Gründach könnte durch geringe Veränderungen struktur- und somit auch artenreicher gestaltet werden. Das Messedach in Basel war zunächst auch nur mit einer extensiven Begrünung versehen. Nach dem Bau des Messeturms in Basel mit einem unmittelbaren Blick auf das Messedach wurde das Gründach stärker strukturiert. Allein durch das Aufbringen von Astwerk (Totholz) und Mähgut von einem Halbtrockenrasen konnten sich unterschiedliche Pflanzenarten ansiedeln. Heute blüht es dort vom Frühling bis in den Herbst hinein.
Am rückwärtigen Ausgang des Verwaltungsgebäudes zum Betriebshof befindet sich ein regelmäßig gemähter Rasenplatz. Der Platz hätte möglicherweise das Potenzial eines Treffpunktes. Hier könnten ein oder zwei trockenheitsverträgliche Großbäume wie Linde oder Esskastanie, verbunden mit Rundbänken, einen gut angenommenen, auf Dauer schattigen Pausenplatz generieren.
Entlang der Entwässerungsmulden wurden kürzlich Bäume und Büsche mit einer großen Ausfallrate gepflanzt. Die Hangkuppen, auf denen die Gehölze gepflanzt wurden, sind bei wochenlangem Sonnenschein und windigem Wetter sehr schnell ausgetrocknet. Hier können nur äußerst trockenheitsverträgliche Gehölze mit größtmöglichem Abstand zur Hangkante gepflanzt werden. Die vorgeschlagenen Verbesserungen könnten in Zusammenarbeit mit den Auszubildenden realisiert werden.
Zum Abschluss besichtigte die Gruppe die neu angelegte Streuobstwiese, die im vergangenen Jahr mit regionalen Obstsorten angepflanzt wurde und bisher erfolgreich der Sommerhitze standhält.