Der dritte Lehrgang zum Thema erneuerbare Energien fand in der Kommunalverwaltung am Freitag, 14. April statt.
In seiner kurzen Einführung bezog sich Hans-Jörg Schwander auf eine Studie, die im Auftrag der Gewerbeparkverwaltung von der badenova im Jahr 2020 durchgeführt wurde. Demnach produzierten die ansässigen Unternehmen mit ihren Photovoltaikanlagen 28 Prozent des benötigten Stroms. Die große Freiflächen-Anlage östlich der Max-Immelmann-Allee habe dabei mit 18 Prozent den größten Anteil. Anhand der noch ungenutzten Frei- und Dachflächen berechnete die Studie ein Gesamtpotenzial von 49 Prozent für PV-Anlagen.
Schwander sieht in aktuellen Entwicklungen noch weitere Potenziale wie z.B. in der solaren Überdachung von Radwegen und der seit Januar im Land Baden-Württemberg eingeführten PV-Pflicht für Parkplätze mit mehr als 35 Parkplätzen. Dazu habe das Land ein Förderprogramm aufgelegt, wo kurzfristig Fördermittel bis zu einer Höhe von 250.000€ bis zum 22.Mai 2023 beantragt werden könnten.
Architektonisch hochinteressant hält er die Neuentwicklung von einfarbigen PV-Modulen des Fraunhofer Institutes für Solare Energiesysteme, die den blauen Flügeln des südamerikanischen Morphofalters nachempfunden seien. Diese ließen sich z.B. in Farben wie grün, blau und orange in die Fassade integrieren. Der Schweizer Spezialist für bauintegrierte PV, die Megasol Energie AG, fertigt seit April 2023 in Lizenz diese farbigen MorphoColor Photovoltaik-Module. Nur 6% der Energie gingen im Vergleich zu den konventionellen Solarmodulen durch den Farbeffekt verloren.
Als nächster Programmpunkt stand die Besichtigung der Thermischen Restabfallbehandlungs- und Energieerzeugungsanlage, kurz TREA-Breisgau, auf dem Programm. Laut Thomas Herrmann werde seit der Inbetriebnahme 2004 bei der thermischen Behandlung der Abfälle rund 15 Megawatt Strom und bis zu 20 Megawatt nutzbare Wärme erzeugt. Damit könnten im Gewerbepark Breisgau Kunden mit regionaler und kostengünstiger Wärme und Kälte versorgt werden. Den Auftrag für die Erstellung der TREA habe die EEW Energy from Waste Saarbrücken GmbH von der Gesellschaft Abfallwirtschaft Breisgau GmbH (GAB) bis zum Jahr 2030 erhalten. An ihr seien die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Ortenau sowie die Stadt Freiburg beteiligt. Beim Verbrennungsvorgang mit einer Temperatur bis zu 1100°C würden die hohen Temperaturen für die Stromerzeugung und die Restwärme für die Wärmeversorgung des Nahwärmenetzes im Gewerbegebiet genutzt. Beim Prozess entstünden jährlich 45.000 Tonnen Schlacken, die sich als Baustoffe aufbereitet im Deponie-, Straßen- und Tiefbau einsetzen ließen.
Unweit der TREA beschäftigt sich eine weitere Unternehmung mit der Verwertung von Abfällen. Dabei handelt es sich um biologische Abfälle, die in der Landwirtschaft beispielsweise bei der Bestäubung von Mais in Form des Vatermais entstehen, das Anfallen von Rübenkleinteilen bei der Zuckerherstellung, Gülle aus der Tierhaltung und nicht normgerechte Gemüse wie z.B. krumm gewachsener Spargel. Hinzu kommt die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen, die extra für die
Biogasproduktion angebaut werden wie Grünroggen, Hirse, Silphie. Die Leiterin der Biogasanlage im Gewerbepark, Amelie Bufler, wartete beim Rundgang mit bemerkenswerten Zahlen auf: Mit einer Substratmenge von 42.000 Tonnen jährlich würden mehr als 48 Mio. kWh Erdgas produziert. Dies entspreche dem Strombedarf von 30.000 Zwei-Personen-Haushalten, die teilweise auch mit Wärme versorgt werden könnten. Über 15 verschiedene Substrate würden für die Gasproduktion eingesetzt. Davon kämen 90 Prozent aus einem Umkreis von 20 Kilometern. Die Biogasanlage sei seit 2012 im Betrieb und einer der größten Anlagen in Süddeutschland, die direkt in das Erdgasnetz einspeise.
Zum Abschluss besprach Schwander mit den Teilnehmenden die weitere Vorgehensweise. Die Studie habe gezeigt, wie wichtig eine gesicherte Datengrundlage sei. Um bei Klimax Parcours durchstarten zu können, sei es wichtig, dass die beteiligten Unternehmen z.B. wüssten, welcher prozentuale Anteil beim Stromverbrauch bereits über Photovoltaik gedeckt werde. Darauf aufbauend könnten in einem weiteren Schritt die Potenziale für Dach, Fassade und Parkplätze berechnet und die potenziellen Kosten ermittelt werden.