Am vergangenen Freitag, 14. Juni startete der Klimax Parcours Event mit Radtouren. Dazu hatten der Gewerbepark und die Freiburger Innovation Academy eingeladen. Nach 15-monatiger Ausbildung präsentierten die Klimax Parcours Guides Ihr erworbenes Wissen zu den Themen Klimaanpassung und Klimaschutz auf einer Radtour durch den Gewerbepark. Hilfreich war dabei die Unterstützung durch die Hausmesse. Die Firma Graf aus Teningen präsentierte Regenwasser-Zisternen, die bei Starkregen überschüssiges Wasser aufnehmen, mit dem Bäume und Sträucher während Dürreperioden bewässert werden können. Hoch interessant war auch die Präsentation der Unternehmensgruppe Arnold Glas aus Remshalden, einer der innovativsten Glashersteller Europas. Mitgebracht hatten sie ihr Vogelschutzglas Ornilux, das durch nahezu unsichtbare Strukturen, Vögel davon abhält, gegen die Scheiben zu schlagen. In Deutschland sterben jährlich 100 Mio. Vögel an Fensterscheiben und an Übereckverglasungen, die nach wie vor bei Architekten beliebt sind.
Das Podiumsgespräch mit dem Titel „Heiß- oder Eiszeit“ war mit einem hochkarätigen Podium aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft besetzt. Moderiert hatte es der Leiter der Freiburger Innovation Academy, Hans-Jörg Schwander, der das Projekt „Klimax Parcours“ im Jahr 2022 initiiert hatte und dafür vom Innovationsfonds Klima und Wasserschutz der badenova als Klimaheld ausgezeichnet wurde. Unter Klimax versteht Schwander die Entwicklung vom Militärflughafen zur zivilen Nutzung als Gewerbegebiet hin zu einem Endstadium, indem durch eine Kreislaufwirtschaft das Klima nicht mehr beeinflusst werden kann. Seit März 2023 hatte er zusammen mit 12 Teilnehmenden der 4 Unternehmen CEWE, Dachser SE, Losan und Volksbank Breisgau-Markgräflerland einen Maßnahmenkatalog für mehr Klimaschutz und Klimaanpassung erarbeitet. Dr. Michael Stölzle vom Kompetenzzentrum Klimawandel der Landesanstalt für Umwelt Karlsruhe zeigte Grafiken, mit denen unmissverständlich klar wurde, dass wir uns im Gewerbepark und der gesamten Region auf eine Heißzeit mit viel mehr Hitzetagen einstellen müssen. Daraus resultiere die Notwendigkeit von Klimaanpassung. Laut Schwander funktioniere eine Klimaanpassung nur bei gleichzeitigem Klimaschutz. Bei 50°C Hitze, wie derzeit in Indien, würden die Menschen reihenweise kollabieren. Deshalb habe der Maßnahmenkatalog das Klimaschutzthema „Energie“ als erstes Aufgabenfeld behandelt.
Als Logistikunternehmen nehme Michael Gaudlitz, General Manager von Dachser Logistikzentrum Freiburg, das Thema Photovoltaik sehr ernst. Der Fahrzeugpark würde kontinuierlich auf elektrische LKWs umgerüstet und die Ladekapazitäten über PV-Anlagen erweitert. Dr. Matthias Sobel, Herstellungsleiter bei Losan berichtete, dass sein Unternehmen auf dem Hochregallager eine Kombination aus Gründach und Solaranlage vorgesehen hatte. Dies wurde vom Gebäudeversicherer wegen Brandgefahr abgelehnt. Der Verbandsdirektor Riesterer konnte Gleiches vom Unternehmen Gutex berichten. Auch dort sei diese Kombination verwehrt worden. Auf Mehrfamilienhäusern und Hoteldächern werde diese sinnvolle Kombination seit mehr als 20 Jahren realisiert und aktuell vom Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz der Bundesregierung ausdrücklich gefördert. Sabine Barden vom Fachbereich Wirtschaft und Klima beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald wies auf die zahlreichen Fördermaßnahmen im Rahmen der KFW-Programme 240/241 für Unternehmen hin. Gefördert werde beispielsweise die Entsiegelung befestigter Flächen, die Nutzung von Regenwasser durch Zisternen, die Vermeidung von Vogelschlag durch Umgestaltung bestehender Glasflächen und die Pflanzung von Bäumen und Sträuchern. Ein wichtiges Thema des Maßnahmenkataloges sei laut Schwander die Verkehrssituation im Gewerbepark. Gefordert werde wegen der Querung durch zahlreiche Fußgänger und Radfahrende im Bereich Wasserturm eine Reduktion der zulässigen Geschwindigkeit auf der Max-Immelmann-Allee von 60km/h auf die innerörtliche Höchstgeschwindigkeit von 50km/h. Außerdem sei bei Kreuzungen eine signalrote Einfärbung gewünscht, um für mehr Sicherheit im Radverkehr zu sorgen. Riesterer habe bezüglich der Geschwindigkeitsreduktion positive Signale beim Landratsamt vernommen, bei der signalroten Einfärbung hingegen noch nicht. Er freue sich, dass die FRELO-Fahrradstationen im Gewerbepark erfolgreich angenommen würden, um in den Pausen mal schnell zum Bäcker oder zum Imbiss zu fahren. Auch die Busstationen würden in den nächsten Monaten erneuert und mit einem Gründach versehen.
Schwander erwähnte abschließend den Themenbereich Information, Kommunikation und Vernetzung, der laut Maßnahmenkatalog verbesserungswürdig sei.
Prof. Dr. Rüdiger Glaser machte deutlich, dass wir am Oberrhein nicht mehr über die Pariser Vorgabe von 1,5 °C Klimaerwärmung sprächen, sondern bereits bei 2°C angekommen seien. Es gehe bei der Diskussion nicht mehr um die politische Farbe ob rot, gelb, grün, schwarz, blau, sondern um die Erkenntnis, dass das, was die Wissenschaft vor 20 Jahren gesagt habe, nun genauso eingetroffen sei. Seit vielen Jahren beschäftige sich sein Lehrstuhl mit dem Thema der Klimaanpassung und der notwendigen Kommunikation. Mit dem Projekt LoKlim sei ein Lokales Klimaportal entstanden, wo alle Oberrhein-Kommunen ihre Klimasteckbriefe abrufen könnten. Beim kürzlich genehmigten Interreg-Projekt Clim`Ability würden die klimatischen Auswirkungen auf die verschiedenen Branchen wie z.B. den Bausektor untersucht. Welche Auswirkungen habe die Klimaerwärmung auf Personal, Lieferkette, Auftragslage und Produktion? Mit dabei sei beispielsweise das Murgtal mit seinen Unternehmen, das bei Starkregenereignissen von Überflutungen betroffen sein könne. Insgesamt gehe es um eine klimaresiliente Unternehmenskultur, bei der die gewonnenen Erkenntnisse für die Unternehmen zugänglich gemacht würden. Abschließend könne er sich sehr wohl vorstellen den Gewerbepark Breisgau in das Programm mitaufzunehmen zur Freude aller Beteiligten.