Wasser ist eine der Ressourcen, die durch den Klimawandel immer knapper werden. Umso wichtiger ist es, Wasser nachhaltig und bewusst zu nutzen. Eine unserer wichtigsten Wasserquellen ist Niederschlag, doch auch dieser verändert sich mit dem Klimawandel, und zur Nutzung von Niederschlagswasser gibt es Regelungen, die eingehalten werden müssen.
Über die „Hürden und Hemmnisse bei der Regenwassernutzung“ hielt Nikolaus „Nik“ Geiler einen Vortrag in der Kommunalverwaltung am 26. Mai.
Seit 1991 ist Nik Geiler Lehrbeauftragter für Wasserrecht am Lehrstuhl für Hydrologie der Universität Freiburg und ist seit mehr als 40 Jahren freiberuflich in der Wasserwirtschaft und Wasserpolitik tätig. Zudem ist Geiler Herausgeber des bundesweit bekannten BBU-WASSER-RUNDBRIEFS. Geiler setzt sich auch für den Schutz des Rheins ein und ist Empfänger mehrerer Preise für seinen Einsatz im Wasserschutz, er erhielt unter anderem den Wolfgang Staab-Naturschutzpreis.
In seiner Präsentation erläuterte Geiler die Satzungsparagrafen, die für die Regenwassernutzung im Gewerbepark Breisgau relevant sind und beschrieb die Struktur des Abwassermanagements in der Region des Gewerbeparks Breisgau.
Als erstes gab Geiler den Beteiligten einen Überblick über das lokale Grundwasservorkommen. Der Oberrheingraben, in der auch der Gewerbepark liegt, bietet einer der größten Wasservorräte in Europa. Leider können diese Wasservorräte nicht zu ihrem vollen Potenzial genutzt werden, denn sie wurden über Jahrzehnte von der Industrie versalzen und ihr Nitratgehalt übersteigt zum Teil den legalen Grenzwert. Die Grundwasservorkommen befinden sich etwa 15 m unter dem Gewerbepark. Die Bäume im Gewerbepark reichen mit ihrem Wurzelwerk nicht tief genug in das Erdreich, um von diesen Wasservorräten zu zehren. So sind die kleinen Wäldchen, Straßenbäume und Bepflanzungen vom Niederschlagswasser und von einer Bewässerung in trockenen Zeiten abhängig.
Im Bereich des Gewerbeparks fallen jährlich 700 l Regen pro Quadratmeter, was ausreichend wäre, um die Bäume auf natürliche Art zu bewässern. Doch das wäre nur bei gleichmäßigem Niederschlag möglich. Eine Folge des Klimawandels ist, dass Regenfälle unregelmäßiger werden, d.h. wir haben lange trockene Perioden und punktuell auftretende Starkregenfälle. Diese Wetterereignisse führen dazu, dass viel weniger Wasser in das Erdreich versickern kann als bei gleichmäßigen Regenfällen. Im Durchschnitt versickern in den letzten Jahren nur 200 Liter von den jährlichen 700 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Der Rest fließt oberflächlich ab oder verdunstet. Dadurch hängt das Überleben der Bäume im Gewerbepark Breisgau von einer Bewässerung ab.
Diese Bewässerung könnte mit Regenwasser stattfinden, indem es in Zisternen aufgefangen würde, um die Bäume in Trockenzeiten mit Wasser zu versorgen. Eine Besonderheit im Gewerbepark Breisgau besteht darin, dass das auf Straßen-, Hof- und Dachflächen anfallende Niederschlagswasser, soweit es nicht verdunstet, dezentral versickert werden muss. Die Versickerung erfolgt im Gewerbepark vor allem über die zahlreichen Sickermulden. Diese verhindern die Überflutung von Straßen und Gehwegen. Sickermulden müssen im Verhältnis zu den zu entwässernden Flächen so dimensioniert und gebaut werden, so dass sie nur einmal in 5 Jahren überlaufen. Einen Baustandard für Sickermulden gibt es von Seiten der DWA im „Arbeitsblatt A 138“. In seiner Präsentation empfahl Geiler heimische, stresstolerante Pflanzen in Sickermulden anzupflanzen. Wo Niederschlagswasser mit Feinstaub wie Reifenabrieb kontaminiert ist, z. B. an stark befahrenen Straßen, benötigen Sickermulden eine Schicht von humosem Oberboden, der den Feinstaub bindet. Etwa alle 30 Jahre muss dieser Boden ausgetauscht werden.
Das neue Kühlungssystem der Volksbank im Gewerbepark Breisgau zeigt, wie Grundwasser nachhaltig für Raumkühlung genutzt werden kann. Über Kühlungsbalken in der Decke wird Wasser durch das Gebäude geleitet, erwärmt sich, und wird zu 100 Prozent zurück in das Grundwasser geleitet. Die Installation dieser neuartigen Kühlungsanlage kostete der Bank ungefähr 100.000 Euro, berichtete eine Mitarbeiterin. Die jährlichen Stromkosten für die nachhaltige Anlage liegen bei etwa 500 Euro für die eingesetzte Pumpe. Würde das Gebäude konventionell gekühlt werden, müssten jährlich 15.000 Euro für den Strom bezahlt werden, also 30-mal so viel wie für die Grundwasserkühlung.
Für die Nutzung des Grundwassers fallen keine Kosten an, denn es wird zu 100 Prozent wieder zurückgeleitet. Die Methode klingt vielversprechend, doch sie hat auch ihre Tücken. Wird das Grundwasser zu stark für Kühlung genutzt, erhöht sich dessen Temperatur, sodass die Kühlungssysteme nicht mehr funktionieren. Aber das ist nur eines der Probleme. Im Grundwasser leben Kleinstorganismen wie Mikroben, Krebse und Insektenlarven, die sich über Jahrtausende an eine Wassertemperatur von 13 Grad Celsius angepasst haben. Erwärmt sich das Grundwasser auch nur um einen Grad, kann dies verheerende Folgen für die dort lebenden Organismen haben. Es ist möglich, dass diese Organismen bald in den Regelwerken zur Grundwassernutzung berücksichtigt werden.
Zum Abschluss seiner Präsentation stellte Geiler die „Schwammstadt“ vor, eine Stadt, die nicht in den natürlichen Wasserkreislauf eingreift. Diese Schwammstadt mag wie eine Utopie klingen, doch schon heute gibt es Städte, in denen Neubauten weder die Grundwasserneubildung, die Verdunstung noch den Abfluss von Wasser verändern dürfen.